Montag, 7.11.
Nach einer langen Nachtfahrt im Flixbus waren wir am Morgen um ca. 08.30 in Bologna angekommen, wo wir ausgestiegen sind und unsere Koffer zum Hauptbahnhof gerollt haben. Herr Müller besorgte uns Zugtickets für die Fahrt nach Ferrara und wir fuhren für eine weitere Stunde mit dem Zug. Als wir dann endlich um 11 Uhr am Bahnhof In Ferrara ankamen, wurden wir schon von den beiden Deutschlehrerinnen Frau Bellini und Frau Bergamaschi begrüßt. Zusammen mit ihnen sind wir alle mit unseren Koffern zur Schule gelaufen. Nach einer halben Stunde erreichten wir das liceo Ariosto; dort wurden mit einem Buffet herzlich empfangen. Nachdem wir alle zusammen gegessen hatten, machten wir eine speed-dating-Runde um uns besser kennenzulernen: Dabei wechselt man alle 3 Minuten den/ die italienische/n Partner/in, bis man sich mit jedem unterhalten hatte. So konnten wir jeden einzeln kennenlernen. Anschließend bekamen wir noch t-shirts mit der Aufschrift "LE MIE PAROLE CON LE TUE" (Meine Worte mit deinen), die uns alle als Gruppe verbinden sollten und ein Andenken an die schöne Zeit wurden. Gegen 13 Uhr gingen alle mit ihrem Austauschpartner nach Hause, wo zu Mittag gegessen wurde. Den restlichen Tag hatten wir Freizeit. Als letztes hat man noch in der Gastfamilie zu Abend gegessen - und schon war der erste Tag auch vorbei.
Dienstag, 08.11.
Nachdem der Wecker am Dienstagmorgen um 6 geklingelt hatte, starteten wir unseren Tag mit unserem ersten „italienischem“ Frühstück: Kekse und Latte Macchiato waren auf fast jedem Tisch zu finden. Zurück am liceo Ariosto wurde uns von einer der Lehrerinnen, Frau Bellini, das Wochenprogramm kurz präsentiert. Im Anschluss daran stellten uns zwei der italienischen Austauschschülerinnen ihre Region, die Emilia-Romagna vor, in der sich die Stadt Ferrara befindet. Dabei berichteten sie uns von den klimatischen Verhältnisse, der kulinarischen Vielfalt in der Küche, einigen bekannten Produkten made in Emilia-Romagna und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die z.T. auch in Deutschland bekannt sind.
Danach besuchten wir mit einigen italienischen Schülern das MEIS, das jüdische Museum in Ferrara. Auf dem Weg dorthin haben wir schöne, für Italien typische Häuserfassaden gesehen und einen kurzen Stopp im Innenhof im bekannten castello Estense gemacht. Dabei gewannen wir einen guten ersten Eindruck von Ferrara. Im Museum lernten wir etwas über die Entstehungsgeschichte des Judentums und durch kurze, realistische und drastische Clips lernten wir die Schwierigkeiten für Juden zur Zeit des Faschismus kennen. Es war trotz des schwierigen und auch traurigen Themas sehr spannend und wirklich eindrucksvoll. Das Museum befindet sich an demselben Platz, wo früher ein Gefängnis für Antifaschisten und auch Juden stand. Heute ist im Innenhof des Gebäudes auch ein kleiner Kräutergarten angelegt, in dem man die Kräuter der jüdischen Küche kennenlernen kann.
Nach dem Museumsbesuch aßen wir alle zusammen mit unseren italienischen Austauschpartnern in einem kleinen Restaurant direkt neben der Schule. Dort konnten wir eine typische Spezialität aus der Emilia-Romagna probieren: Piadina – Fladenbrot, gefüllt mit Rucola, rohem Schinken und Squacquerone.
Dadurch gestärkt und auch wieder ein wenig wacher konnte es mittags weiter gehen mit einer Stadtführung, welche von den Italienern geplant und durchgeführt wurde. Wir machten an einigen bekannten Sehenswürdigkeiten in Ferrara halt, wie zum Beispiel dem palazzo dei Diamanti, der cattedrale di San Giorgio, dem castello Estense und der piazza Ariostea, auf dem jedes Jahr der palio, also ein historisches Spektakel, welche auch für Ferrara sehr bekannt sind, ausgetragen werden. An jedem Halt erzählten die italienischen Schüler uns dann auf deutsch etwas über den Ort. So lernten wir die Sage, nach der ein Diamant in einem der Steine des palazzo dei Diamanti eingearbeitet sei, und das coppia-Brot, das es in Ferrara in jeder osteria und auch sonst sehr oft gibt, kennen. Wir standen auf dem mit Schottersteinen aufwendig gepflasterten corso d’Ercole, der ersten geraden Straße des neuzeitlichen Europa und sahen bei unserer Stadtführung, dass Ferrara nicht umsonst die città delle biciclette (Fahrradstadt) genannt wird: Dort fahren nämlich tatsächlich die meisten Menschen Fahrrad, natürlich ohne Helm, teils fleißig am Telefonieren, wie sich das für Italiener eben gehört…
Das gemeinsame Programm schlossen wir Schüler mit einem großen Eis in einer gelateria ab. Danach ging es für jeden von uns unterschiedlich weiter:
Ich (Paula) war beispielsweise noch mit zwei weiteren Deutschen und ihren Austauschpartnerinnen in Innenstadt von Ferrara shoppen. Später saßen wir noch auf der piazza Ariostea, die bei Nacht wunderschön beleuchtet ist, und haben dort auf die Gasteltern gewartet. Zu Hause angekommen wurde ich von den zwei Katzen der Gastfamilie mehr oder weniger herzlich und von den Gasteltern sehr freundlich begrüßt. Ich ließ mir später am Abend noch die leckere Lasagne schmecken, die es an diesem Abend zum Essen gab.
Bei mir (Malin) verlief der Nachmittag etwas anders: Meine Austauschpartnerin ist leidenschaftliche Kletterin und so fuhren wir später mit dem bici (Fahrrad) in die sala di arrampicata (Kletterhalle). Fahrrad fahren ein purer Genuss bei den nicht vorhandenen Hügeln, selbst auf dem Kopfsteinpflaster. Mir war etwas mulmig zumute, da ich bisher keine Klettererfahrung hatte. Ich wagte mich deshalb für die nächsten knappen zwei Stunden an die einfachsten Wände, während meine Austauschpartnerin Sofia die herausfordernden Wände erklomm.
So verlief der erste Tag in Ferrara, wir sind sehr viel gelaufen und haben viele neue Eindrücke gewonnen. Abends sind wir müde und zufrieden in unsere Betten gefallen - Wobei manche auch erst in ihr Bett klettern mussten …